Join MyVisit.to „TESTWURF“
von Chris Weiß, Nürnberg / Erlenstegen, Mozartstraße & Bülowstraße, 16:30 - 17:00Nach erfolgreichem Pilotwurf am 20.01.2011 im Nibelungenviertel in Nürnberg startete Postwurf.org eine Serie von “Testwürfen” in Nürnberg. Diese fanden am 16.06.2011 zwischen 16:30 und 17:00 Uhr im wohlhabenden Stadtteil Erlenstegen statt.
Ziel der “Testwürfe” war ursprünglich die Zustellung einer Postwurfsendung bei der Industriellenfamilie Diehl im Nürnberger Stadtteil Erlenstegen. Da deren genaue Adresse bisher nicht ermittelt werden konnte, wurde spontan an zwei Anwesen in der Mozartstraße und der Bülowstraße gearbeitet. Geworfen wurden zwei Linolschnitte auf Linoleum mit Goldstaub von Michael Dietlinger aus seiner Auflagenarbeit Ich vermute Terroristen.
In der Bülowstraße wurden die Anwesenden Barbara Engelhard, Michael Dietlinger, Ralf Schmitt und Christian Weiß von aufmerksamen Anwohnern durchgängig beobachtet. Zitat sinngemäß: ”Wer in solcher Anzahl auftritt, macht sich verdächtig“. Laut Michael Dietlinger war die Polizei jedoch ohnehin schon da.
Der Bewohner des Anwesens in der Mozartstraße hat sich zwischenzeitlich per Post gemeldet und bittet um die persönliche Abholung der Arbeit.
Ferner hat der Künstler Ottmar Hörl einige Exemplare seines Landminen-Multiples zur Verfügung gestellt. Mit diesen Landminen wird ein weiterer Zustellversuch bei Familie Diehl durchgeführt.
Postwurf.org:
• stattet Besuche ab, um Kunst zuzustellen
• ist eine Galerie ohne klassische Räumlichkeiten
• derzeit werden ungefähr 15 Künstler von Postwurf.org vertreten
• eine Zustellung kann in Begleitung unterschiedlicher Protagonisten ablaufen
• besucht werden Menschen und ihre Kunstsinnigkeit
Postwurf.org ist ein Projekt von Christian Weiß und war vom 20.06. - 05.07. mit der forschungsgruppe_f in Bamberg unter dem Arbeitstitel “Kunst zum Bürger bringen” zu erleben. In Rahmen einer Ausschweifung wurde die Arbeit Ich vermute Terroristen in der Bamberger Justizvollzugsanstalt zugestellt. Im Juli werden die beiden europäischen Kulturhauptstädte 2011, Turku und Tallinn, im erweiterten Rahmen des Projektes Urban-Audio.org von Florian Tuercke besucht. Ende Juli 2011 agiert Postwurf.org im Weltkulturerbe Völkinger Hütte im Rahmen des Symposiums Fucking-Space.org. Im Herbst 2011 wird von engagierten Franchisenehmern in Texas geworfen. Von August bis Dezember 2011, im Rahmen der Vergabe städtischer Fördergelder, im gesamten süddeutschen Raum.
Postwurf.org arbeitet mit der Annährung an einen Ort, ein Privatgrundstück - vorzugsweise durch einen Wurf über den Zaun, über die Mauer ins Gelände, in den Garten oder Vorgarten. Auch Ablegen oder Abseilen bzw. ähnlich sinnvolle Techniken kommen in Frage.
Um junge Kunst, vor allem aber junge Künstler zu fördern, werden Vorgehensweisen der aggressiven Produktwerbung adaptiert. Vor parasitärem Audio, Video und Gedrucktem können wir uns im Alltag des öffentlichen Raumes kaum schützen. Jedoch sind wir auch im Privatraum nur bedingt “sicher”.
• Postwurf.org ist ein Kunstmarktexperiment mit unvorhersehbarem Ausgang
• Postwurf.org nutzt MyVisit.to als Überprüfungswerkzeug an der eigenen Ausrichtung
• Postwurf.org wird die PREVIEW BERLIN 2012 besuchen
Der Besuch / die Zustellung wird nicht unbedingt sofort vom Empfänger bemerkt. Der Vorgang vollzieht sich meist schnell, ist jedoch abhängig von spezifischen Anforderungen einzelner Arbeiten.
Komplexere und logistisch anspruchsvollere Zustellgüter sind Teil des Diskurses mit den Künstlern. Große Bronzeplastiken müssten beispielsweise unter Zuhilfenahme eines Krans oder Helikopters zugestellt werden.
Da der Besuch zusätzlich ganz klar auf eine Gewinnerzielungsabsicht hinausläuft, werden die Adressen der Besuchten diskret behandelt.
Zur Dokumentation des Projektes dient die Webseite www.postwurf.org.